Zum Forschungsstand in Deutschland und angrenzenden Gebieten

    Zur Verbreitung

Der Waschbär ist zwar ein autochton in Nord- und Mittelamerika vorkommender, nachtaktiver Raubsäuger (Kaufmann 1982), doch aufgrund teils gezielter, teils unbeabsichtigter Aussetzungen existieren heute zusätzlich mindestens zwei stabile außeramerikanische Vorkommen dieser Kleinbärenart: eines in Westeuropa, namentlich in Deutschland und seinen Anrainerstaaten (Leger et al. 1991; Stubbe 1993), und eines in der Kaukasusregion (Aliev & Sanderson 1966; A. Gineev briefl.). Das westeuropäische Vorkommen existiert seit ca. 70 Jahren (Müller-Using 1959). Erste Ansiedlungsbemühungen erfolgten hier im Bereich des Edersees in Hessen (Müller-Using 1959). Lutz (1984) faßte in den 80er Jahren die Ausbreitungsgeschichte des Waschbären in Mitteleuropa zusammen. Sie stützte sich hierzu auf eine Reihe von Arbeiten, unter anderem von Niethammer (1963), Alexa (1970), Kampmann (1975) und Röben (1975). Nach den Aussetzungen breiteten sich die Waschbären in den ersten Jahren nur zögerlich, danach stetig in alle Himmelsrichtungen aus. 1959 besiedelten sie bereits ein Fläche von 5.000 km2, in den 70er Jahren waren es bereits mindestens 30.000 km2. Leitlinien, an denen sich offenbar auch heute noch die Ausbreitungswellen der Waschbären orientieren, sind die Verläufe der großen Flußtäler und der Mittelgebirgszüge (Alexa 1970; Lutz 1981). Die Grenzen zu den deutschen Anrainerstaaten überschritten die ersten Waschbären in den 70er und 80er Jahren. Weitere Informationen zur Verbreitung des Waschbären in Europa finden sich bei Duchene & Artois (1988) und Stubbe (1993).

    Zur Grundlagenforschung

Mit den Ernährungsgewohnheiten des Waschbären in seinem neuen Verbreitungsgebiet beschäftigte sich Lutz (1980 & 1981). Kampmann (1972; 1984) und Nielen (1982) setzten sich mit einer möglichen jagdlichen Dezimierung oder gar Wiederausrottung auseinander. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt widmete sich der Pathologie und Parasitologie des Waschbären in Europa (Leger et al. 1990; Priemer & Lux 1994; Lux & Priemer 1995a und b; Conraths et al. 1996). Grundsätzliche ethologische Fragen der Gattung Procyon wurden und werden von Löhmer (1973, 1975) und Pohl & Meyer (1999) bearbeitet. Das Sozialverhalten und die Raumnutzung freilebender Tiere wurden in jüngster Zeit im Rahmen des von mir geleiteten Waschbärforschungsprojektes "Solling" untersucht (Schweigert 1994; Kalz 1997; Gerhard & Kasper 1998; Hohmann 1998; Spanuth 1998). Bis heute fehlen fundierte Untersuchungen zu Populationsdichten und zu Reproduktionsraten europäischer Waschbären (Stubbe 1993).

zurück zur Übersicht