Wissenswertes

Größe

Größe: Kopf-Rumpflänge inkl. Schwanz: ca. 70 bis 85 cm, Schwanzlänge: ca. 20 bis 25 cm, Hinterfußlänge: ca. 8 bis 11 cm (aus "Der Waschbär" Hohmann/Bartussek).

Alter

In freier Natur werden Waschbären selten mehr als zehn Jahre alt, in Gefangenschaft allerdings weit darüber (Rekord 22 Jahre)

Sinne

Geistigen Fähigkeiten sehr gut, hervorragendes Gedächtnis. Von allen Sinnen ist der Tastsinn der Vorderpfoten extrem gut ausgebildet und ermöglicht eine taktile Nahrungssuche.Gesichtssinne ebenfalls gut entwickelt, besonders der Geruchs- und Hörsinn, obere Hörgrenze liegt bei 85 kHz.

Darstellung der Körperproportionen entsprechend der Wahrnehmungsintensität der Hautoberfläche im Gehirn.

Gewicht

Gewichte erwachsener Tiere: Rüden sind in der Regel etwas schwerer als Fähen, freilebende Waschbären erreichen Gewichte zwischen 5 bis 10 kg. Es sind allerdings Extremwerte aus Kanada von über 20 kg bekannt geworden.

Gewichtszunahme junger Waschbären von der Geburt bis zum 7. Lebensmonat.

Die Waschbärmaske im Vergeich

Die kontrastreiche Fellzeichnung (Gesichtsmaske, aber auch der geringelte Schwanz) dient der Körpersprache. Aber nicht nur der Waschbär zeigt eine kontrastreiche Gesichtszeichnung.

Schädel und Zahnformel

Pfotenabdruck im Vergleich zum Dachs

Vorderpfotenabdrücke von Dachs und Waschbär im Vergleich. Man beachte die radiale Anordnung der Zehen beim Waschbär und die eher parallele Ausrichtung beim Dachs.

Spurbilder

Typische Gangarten des Waschbären

Laute: Bisher sind 13 Lautäußerungen beschrieben worden. Hier einige Beispiele: 
  • Schnirken oder Kekkern: Die am häufigsten bei Waschbären zu vernehmende Lautäußerung, offenbar wird damit ein Kontaktbedürfnis (z. B. der Jungen zur Mutter) oder eine gewisse Unzufriedenheit angezeigt (Wav-Datei: 5 sec; 126 Kb).
  • Fiepen: Eine mitunter weit hörbare Lautäußerung (hundert Meter), die zumeist in sozialen Streßsituationen zu hören ist. Hier trifft ein Waschbär auf ein ihn unbekanntes, jüngeres Tier. Die aggressive Grundstimmung ist durch eingestreute Knurrgeräusche erkennbar. Bei Jungtieren ist ein ähnlicher Ton auch bei Unruhe oder beim Verlangen nach etwas zu hören . (Wav-Datei: 9 sec; 152 Kb)
  • Kampfgeräusche: Typisch für die sehr aggressive Stimmung sind die dominanten geräuschhaften Knurr- und Kreischlaute. Diese sind unter Umständen weit hörbar. Verwechslungsmöglichkeiten bestehen mit entsprechenden Lauten, die man bei Auseinandersetzungen unter Mardern hören kann. Bestes Indiz dafür, dass die Laute von Waschbären stammen, sind die immer wieder hörbaren charakteristischen Fieptöne. Dieses einmalige Tondokument entstand bei der experimentellen Zusammenführung zweier Waschbärgruppen im Gehege (Wav-Datei: 16 sec; 254 Kb).
  • Spielgeräusche: Junge Waschbären beim Beißspiel. Eine Lautäußerung, die nur auf geringe Distanz (wenige Meter) zu hören ist. (Wav-Datei: 18 sec; 291 Kb)
Nahrung

Ausgesprochener Allesfresser. Ein Drittel der Nahrung pflanzlichen Ursprungs, meist Samen und Früchte. Ein Drittel der Nahrung Wirbellose, meist Insekten und Würmer. Ein Drittel der Nahrung Wirbeltiere, meist Amphibien und Fische. Nahrungsspektrum unterliegt großen saisonalen Schwankungen. Im Frühjahr überwiegt tierische Nahrung. Im Sommer und Herbst überwiegt pflanzliche Nahrung. Im Winter bei Schneelage können Waschbären oftmals wochenlang fasten.

Nach Lutz, W. (1981): Untersuchungen zur Nahrungsbiologie des Waschbären Procyon lotor (Linné 1758) und zum möglichen Einfluss auf andere Tierarten in seinem Lebensraum. Dissertation Universität Heidelberg, 238 S, verändert

Streifgebiete und Populationsdichte

Streifgebietsflächen
in Waldgebieten Europas (Solling): 600 ha bis 1700 ha
in Waldgebieten Amerikas: 50 ha bis 600 ha
in Stadtgebieten: 1 ha bis 10 ha
Populationsdichten
in Europa (Solling): 1 bis 2 Tiere pro 100 ha
in Amerika durchschnittlich 7 bis 20 Tiere pro 100 ha
in Stadtgebieten: 50 bis 150 Tiere pro 100 ha

Fortpflanzung

Hauptpaarungszeit: Februar
Dauer einer Empfängnisperiode: 3 bis 4 Tage
Ein Jahreswurf aber 2 Empfängnisperioden pro Jahr möglich
Tragzeit: 63-65 Tage (54-70) Hauptgeburtszeit: April
Aufgrund von Zweitzyklen Spätgeburten bis August möglich
Jungenzahl: meist 2 bis 4
Geburtsgewicht: 65 bis 75g
Gesamtkörperlänge bei Geburt: 95mm
Neugeborene sind schon behaart, aber zahnlos.
Zitzenzahl: 1 Brust-, 1 Bauch und 1 Leistenpaar
Aufzucht nur durch Muttertier
Milchgebiss erscheint mit den Schneide- und Eckzähnen in der 4. Woche (Körpergewicht: ca. 300g)
Milchgebiss in der 9. Woche vollständig
Verlassen der Höhle gegen Ende des 2. Monats (Körper­gewicht: ca. 1000g)
Der letzte Dauerbackenzahn erscheint gegen Ende des 3., Anfang des 4. Monats.
Säugedauer bis zur 16. Lebenswoche
Entwöhnung ab 3. Monat (Körpergewicht: meist über 1500g)
Familienverband hält mind. bis Herbst zusammen
Fortpflanzung von Fähen oft schon im 1. Jahr, von Rüden oft erst im 2. Jahr

Haltung und Aufzucht

Waschbären sind keine Haustiere, trotzdem kommen oft verwaiste Jungtiere in Menschobhut.
Aufzucht von Welpen mit KMR-Milch, tägliche Milchmenge je nach Alter entspricht 15 % bis 20 % des Körpergewichts. Wichtig: auf die richtige Saugeröffnung achten. Milch niemals zwangsweise verabreichen!
Bauchmassage zum Harn- und Kotabsatz. Bei Durchfall Milch verdünnen, Fenchel - oder Kamillentee geben, ansonsten Antibiotikum beimischen.
Absetzen von der Flasche etwa im 2. Lebensmonat. Gefahr bei zu früh abgesetzten Welpen: Anlutschen eigener Körperregionen, Abhilfe durch Schnuller.
Grundnahrung Trockenfutter in Pelletform, aber Abwechslung durch sparsam eingesetzte Zusatzkost, individuelle Vorlieben beachten. Verzicht auf rohes Schweinefleisch (Aujeszkysche Krankheit).
Schutzimpfung mit Kombinationsvaccinen und regelmäßige Wurmkuren sind notwendig.
Ektoparasitenbehandlung vorzugsweise mit Spot-on-Präparaten.
Baylisascariose bedeutsamste Zoonose.
Tollwut in Deutschland wenig relevant, daher keine Panik beim Anblick „zahmer“ Waschbären.
Aussetzen nach dem Selbstständigwerden des Welpen möglich, aber rechtliche Bestimmungen sind zu beachten.
Käfighaltung den natürlichen Bedürfnissen anpassen: keine Einzelhaltung, abwechslungsreiche Inneneinrichtung, Gehegegröße mind. 40 qm.
Krankhafte Verfettung durch Bewegungsmangel und Überfütterung ist zu vermeiden.
Haushaltung nur eingeschränkt möglich, da viele Tiere wegen der Geschlechtsreife aggressiv werden können. Frühzeitige Kastration oft einziger Ausweg. Waschbären sind stubenrein, aber räumliche Konzessionen an den bärigen Mitbewohner sind im Haus unumgänglich, ein ruhiger Schlafplatz ist wichtig.

Verbreitung

Verbreitungsgebiete in Europa
Raccoon distribution in Europe (mainly after Beiträge zur Jagd- und Wildforschung - Band 26 [2002], written in German with English summary).

Legend
Orange patches: Rough assumption of areas where a stable established core population exists since at least 30 years (close to the release sites since 50 - 70 years). The population could reach average densities of approx. up to 10 individuals per 100 ha in forested areas and up to approx. 100 individuals per 100 ha in urban areas. Note small population in North-East France (Details for Germany).
Yellow area: No single records available, but possible areas where raccoons might occur regularly and reproduce.
Brown points: Single records available, except to records close to established populations unlikely that wild populations with reproduction exist, some points refer probably to escaped animals from enclosures.

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